BayWa-Abriss: ein Fall für Spezialisten

BayWa-Abriss: ein Fall für Spezialisten


Das Nittenauer Lagerhaus verschwindet demnächst von der Bildfläche. Dafür gibt es einen genauen Rückbauplan.
Von Thomas Rieke

Baywa_779x467

Das BayWa-Gelände in diesen Tagen: Die Abbrucharbeiten schreiten zügig voran. Fotos: Rieke/dpa

Nittenau. Der Riese aus Stein hob sich wie in Zeitlupe. Dann erst ein heftiges „Wumm“. Während die Beobachter, in sicherer Entfernung auf einer Brücke stehend, zusammenzucken und sich noch wundern, dass die Detonation erst verspätet an ihr Ohr drang, senkt sich der Turm bereits wieder, ohne in sich zusammenzufallen. Etwas kleiner geworden, bleibt er nach rechts geneigt stehen …

Diese Erinnerungen an den offensichtlich missglückten Versuch, ein ausgedientes Lagerhaus zu sprengen, haben sich eingebrannt. Sie sind mindestens vierzig Jahre alt und doch nicht auszulöschen. Als Kind war ich damals unheimlich beeindruckt, wie stabil das Gebäude doch gebaut war, so dass der Sprengmeister tatsächlich nachlegen musste.


Greifer und Zange im Einsatz

Auch in Nittenau wird in diesen Wochen (nun doch etwas früher als manch einer vermutete) ein ehemaliges Lagerhaus beseitigt; die BayWa an der Regentalstraße. Doch eine Sprengung wäre schon wegen der Nähe zur Wohnbebauung kein Thema. Ein mächtiger Bagger mit Greifer und Zange soll’s richten; es gibt, so versichert das Landratsamt, einen detaillierten Rückbauplan.

Behördensprecher Hans Prechtl bestätigt, dass bereits im Mai 2014 eine Abbruchanzeige eingereicht wurde. Wegen verschiedener „Planungshemmnisse“ habe sich dann aber doch länger nichts getan – bis die Sachverständige eines Regensburger Ingenieurbüros, welches das Prozedere überwacht, im November dieses Jahres den unmittelbar bevorstehenden Abrissbeginn ankündigte.

Sofort sei seitens der involvierten Stellen des Landratsamts ein Schriftverkehr in die Wege geleitet worden, berichtet Prechtl. Zwar regelt im Prinzip die sogenannte Gewerbeabfallverordnung, was bei einem Vorhaben dieser Art, zu beachten ist, doch hielten es die Experten aus der Kreisbehörde gleichwohl für angebracht, an diverse Verpflichtungen aufmerksam zu machen.

Das Unternehmen, das mit den Abbrucharbeiten beauftragt worden ist, eine Firma aus Innernzell, reagierte mit einem exakten Rückbaukonzept, das unter anderem auch beschreibt, wie die Abfallentsorgung erfolgt. Das ist unter anderem deshalb von Interesse, weil das Lagerhaus mit seinem 23 Meter hohen Stahlsilo mit Platten verkleidet ist, die aus asbesthaltigem Material bestehen. Auch das Bürogebäude und eine Großgarage sind mit Eternit eingedeckt. Würden einzelne Elemente einfach abgerissen und zertrümmert, würden Asbestfasern freigesetzt, was nicht nur für die Arbeiter vor Ort ein gesundheitliches Risiko darstellte.


Gewissenhaftes Landratsamt

Doch auf der Baustelle in Nittenau soll alles seinen geordneten Gang gehen. Das Landratsamt hakte noch einmal nach und ließ sich bescheinigen, dass die ausführende Firma die Eignungsnachweise besitzt. „Wir haben zu diesem Thema sehr viele Unterlagen bekommen“, bestätigt Hans Prechtl. Die Fachfirma habe explizit betont, dass man sich der verantwortungsvollen Aufgabe „selbstverständlich bewusst“ sei. Alle anerkannten Regeln der Technik fänden gewissenhaft Berücksichtigung.

Die Umweltabteilung des Landratsamts hatte darüber hinaus im Mai darauf hingewiesen, dass das Lagerhaus theoretisch von Fledermäusen bevölkert sein könnte. Einen konkreten Verdacht dafür gab es zwar nicht, aber in Fachkreisen ist bekannt, dass sich die nachtaktiven Tiere zum Schlafen nicht nur in Höhlen, Felsspalten oder Baumhöhlen zurückziehen, sondern eben auch in von Menschen gemachte Unterschlupfe – Dachböden oder Ruinen. Niemand hätte sich also wundern dürfen, wenn man bei der obligatorischen Inspektion des Objekts vor wenigen Wochen auf die fliegenden Säugetiere gestoßen wäre. – Doch Fehlanzeige! Wie aus Insiderkreisen verlautete, hatte noch die BayWa, also nicht der neue Eigentümer des Geländes, der Projektentwickler Ratisbona, die Untersuchung in Auftrag gegeben. Die BayWa sei hier „sehr gewissenhaft“ vorgegangen, heißt es, und habe alles getan, um sich später keine Vorwürfe gefallen lassen zu müssen.

Die Vermutung, das Lagerhaus könnte Heimat für Fledermäuse geworden sein, hatte nicht nur für Tierfreunde ihren Reiz. Sie hatte auch für den Investor, der an der Regentalstraße nach einem sportlichen Zeitplan einen Supermarkt sowie zwei Fachmärkte errichten möchte, Relevanz. Fledermäuse sind (weil immer mehr Lebensräume verloren gehen) bedrohte Tiere und genießen deshalb besonderen Schutz. Sobald die Temperaturen unter sechs Grad sinken, begeben sie sich in den Winterschlaf und sollten dabei tunlichst nicht gestört werden. Geschieht dies doch, steigt ihr Energieverbrauch schlagartig enorm an – in der kalten Jahreszeit eine lebensbedrohliche Situation!

Quelle: © Mittelbayerische

Kontakt

Geschäftsleitung
Tel. +49 991 34477-0
Fax +49 991 34477-777
info@karl-gruppe.de